Kisch und CSU im Sinkflug, Heckel und WiR steil nach oben.
Steil nach unten ging es mit der CSU bei der Kommunalwahl am 15.03.2020. Von bisher 8 Stadträten plus Bürgermeister bleiben jetzt nur ganze 6 übrig, zusätzlich muss man damit rechnen, die Stichwahl zum Bürgermeister auch noch zu verlieren. Da hatte es die CSU endlich geschafft, in 2014 auch in Bad Windsheim den 1. Bürgermeister zu stellen, und dann sowas. Damit schwinden die Aussichten rapide, bei der Wahl der Bürgermeister- stellvertreter und der Referenten ein gewichtiges Wort mitzureden, es besteht sogar die Gefahr, ganz außen vor zu bleiben. Normalerweise zieht ein solches Desaster auch personelle Konsequenzen nach sich, siehe Dieter Hummels BM- Wahlniederlage 2008.
Man wird sich bei der politischen Konkurrenz sicher daran erinnern, dass die CSU gemeinsam mit der FWG nach der Wahl 2014 ihre Machtoption rigoros und gnadenlos ausspielte und sich entgegen früherer Gepflogenheiten auch gleich noch den 2. Bürgermeister und den Feuerwehrreferenten sicherte, die SPD wurde ausgegrenzt. Nicht einmal zusammen mit der FWG reicht es jetzt für eine Mehrheit im Stadtrat. Wo bisher 8 + 5 = 13 Stimmen plus Bürgermeister waren, bleiben jetzt dann höchstwahrscheinlich nur noch 6 + 5 Stimmen ohne Bürgermeister übrig. Wolfgang Eckardt soll mehrfach vor der Wahl geäußert haben "der Kisch muss weg". Wenn Jürgen Heckel geschickt taktiert, kann er sich im Erfolgsfalle eine gute Basis für die Zukunft schaffen.
Zu beneiden ist die CSU jetzt sicher nicht. Was soll man jetzt zur Bürgermeister- Stichwahl machen, etwa die ganze Stadt mit Prospekten und Plakaten zupflastern? Das wird nichts bringen und kann sogar das Gegenteil bewirken. Oder es dem Heckel nachmachen und Hausbesuche machen? Das würde dann wie eine Panikaktion rüberkommen. Zeitungsanzeigen mit Unterstützerunterschriften brachten auch in der Vergangenheit nichts, wie das Beispiel 2008 zeigte.
Ich hatte in den Wochen vor der Wahl immer wieder Mitbürger angesprochen und nach ihren Wahlabsichten gefragt. Da kamen dann Antworten wie "mit dem Kisch kann ich nichts anfangen, ich wähle dieses Mal den Heckel", auch einige Personen, die in der Vergangenheit keine Heckelwähler waren, sagten, "wir wählen jetzt einen Einheimischen, der Heckel macht das doch ganz gut". Es war für mich eine gewisse Wechselstimmung zu spüren.
Mögliche Gründe für den Umschwung: Desaster mit der Demenzstation, wo ca 1,5 Millionen Euro verpulvert wurden; wiederholte Abstimmungen zur Turnhalle der Delpschule, bis endlich die von CSU- Granden gewünschte Massivbauweise abgesegnet wurde, Einschüchterung eines eigenen Bedenkenträgers, der damit wieder auf Parteilinie gebracht wurde; Kontaktschwierigkeiten von Kisch, "er grüßt die Leute nicht", (ich selber hatte da aber andere Erfahrungen); Probleme mit Stadtangestellten, sehr viele Kündigungen und Neueinstellungen; ständig Probleme bei der Feuerwehr, die man dem Kommandanten Helm und dem Feuerwehrreferenten Frank Gurrath ankreidete, ich verstehe bis heute nicht, wieso man zusätzlich einen Feuerwehrreferenten braucht, wenn der Kommandant sowieso im Stadtrat sitzt; Geheimniskrämerei im Rathaus, zuviel in nichtöffentlichen Sitzungen; Vernachlässigung der Ortsteile, "Degradierung" der Ortsteile und der Ortsteilbeauftragten; Verächtlichmachung von Kritikern, die man als "Bedenkenträger" abqualifizierte, (durch Kisch, Volkert); Selbstüberschätzung von Kisch zeigte sich am Versuch, vorzeitig die Kandidatur zum Landtag anzustreben, Bad Windsheim sollte offenbar nur Durchgangsstation sein.
http://www.windsa.net/2016/12/bei-unserem-neuburgermeister-kisch-ist-allmahlich-der-lack-ab-wie-die-betrachtung-in-der-flz-zeigt-strebt-der-karrieremensch-kisch-b
Auffälligkeit im Wahlkampf: Es gab zwar ein Plakat von Kisch und Landrat Weiß, jedoch nicht von Kisch zusammen mit Herold, oder gleich zusammen mit Weiß und Herold, was ja naheliegend gewesen wäre, weil Herold Kreisvorsitzender der CSU, stellvertretender Landrat und MdL ist.
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Jürgen Heckel ist mit deutlichem Vorsprung Stimmenkönig.
Ganz im Gegensatz dazu ging es bei Jürgen Heckel und ListeWir sensationell und steil nach oben. Der erste Wahlgang bei der Bürgermeisterwahl wurde mit sage und schreibe 220 Stimmen Vorsprung vor Kisch gewonnen und es wurden gleich 2 Stadtratssitze dazu gewonnen. Man ist fast auf Augenhöhe mit der FWG, zur CSU fehlen noch 6,9 Pozentpunkte. Nicht einmal der spektakuläre Rücktritt des 1. Vorsitzenden Rainer Meier richtete offensichtlich Schaden an. Meier könnte sogar mit seinen 716 Stimmen den 5. Stadtratssitz für Erika Löblein ermöglicht haben.
Gegen Heckels 5724 Stadtratsstimmen verblassen sogar die 3639 Stimmen von Georg Gerhäuser, des Stimmenkönigs der Wahl 2014 mit damals 4982 Stimmen. Diese 5724 Stadtratsstimmen Heckels wurden in der Neuzeit nur einmal getoppt und zwar von Ismene Dingfelder, die 6310 Stimmen bei der Wahl 2008 erhielt.
Mögliche Gründe für Heckels Bombenerfolg: Enormes Engagement, "der Kisch muss weg", wiederholt großformatige Anzeigen in der Windsheimer Zeitung, man konnte fast meinen, der Heckel hat mehr Pulver als die eigentlich wesentlich "reichere" CSU. Heckels Motivations- und Mobilisierungskünste dürften von keinem anderen Stadtrat auch nur annähernd erreicht werden. Vielleicht hatte sich die CSU auch zu sicher gefühlt. Einen wesentlichen Anteil dürfte auch Heckels Freund und Kollege Koslowski gehabt haben, die gemeinsamen Hausbesuche kamen sehr gut an. Man merkte es Heckels Wahlkampf an: Da will es einer wirklich wissen!