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18. Mai 2016 3 18 /05 /Mai /2016 07:30

Schmidt und Herold werden zu Sündenböcken gemacht.

Der Milchpreis ist total im Keller und es gibt keine Aussicht auf kurzfristige Besserung. Nach dem Ende der Milchquotenregelung gab es keine Mengenbegrenzung mit Strafzahlungen bei überschreiten der zugeteilten Menge mehr. Man musste kein Geld mehr für Quotenzukäufe ausgeben, die Investitionszuschüsse für Stallbauten wurden erhöht und es entstand fast eine Goldgräberstimmung. Zusätzlich wurde noch die Milchleistung je Kuh durch weiter verbessertes Fütterungs- und Haltungsmanagement erhöht. Melk- und Fütterungsroboter, weiterer technischer Fortschritt und überbetriebliche Zusammenarbeit ermöglichen eine deutliche Steigerung der zu betreuenden Kuhzahlen je Arbeitskraft.

Zusätzlich wurde auch im Milchbereich eine gesteigerte Nachfrage nach Pachtflächen ausgelöst, damit wurden auch hier steigende Pachtpreise bewirkt. Bei einem hohen Milchpreis wird die Produktion gesteigert, weil ja Nachfrage da ist und weil man viel Geld verdienen kann. Bei einem tiefen Milchpreis wird die Produktion gesteigert, weil man ja je Liter Milch weniger verdient und dann über eine Erhöhung der Milchmenge wieder ein erforderliches Gesamteinkommen anstrebt. Ein Teufelskreis, der sich da zur Zeit aufbaut.

Die Dimension wird verständlich, wenn man erfährt, dass allein die Milchproduktionssteigerung der letzten 3 Jahre in Deutschland der gesamten Milchproduktion von Irland entspricht! In einer solchen fast ausweglosen Situation gehen dann die Milchbauern her und suchen sich Sündenböcke, natürlich nicht in den eigenen Reihen. Der arme Landwirtschaftsminister Christian Schmidt und der bedauernswerte MdL Hans Herold sollen jetzt ausbaden, was die Milchbauern durch ihre eigenverursachte Produktionssteigerung verursacht haben. Man darf die beiden Politiker in dieser Situation wohl echt als "arme Schweine" bezeichnen. Auch die Einkäufer der Lebensmittelketten sollen Schuld an der Preismisere haben. Was sollen denn die Einkäufer machen, wenn ihnen die Milch förmlich aufgedrängt wird und sich die Molkereien gegenseitig unterbieten? Es hilft hier auch nichts, darauf hinzuweisen, dass ja die gleiche Menge Hundefutter oder Mineralwasser teurer sei, als aufwändig produzierte Qualitätsmilch. Der Verbraucher wird niemals freiwillig 20 Cent mehr für einen Liter Milch bezahlen, wenn er das gleiche hochwertige Produkt auch für 20 Cent günstiger bekommt.

Was die Schweinehalter schon über Jahrzehnte erleben und längst schon fast als Normalität sehen, kommt jetzt nach dem auslaufen der Milchquotenregelung auch bei den Milcherzeugern an: Ein gnadenloser Wettbewerb. Es gibt keinen schnellen Ausweg aus dieser Misere. Könnte man eine schnelle Preiserhöhung erreichen, würde man sofort eine weitere Produktionsteigerung bewirken. Direkte finanzielle Hilfen und Kredite lösen das Problem nicht, sondern verschleppen es nur. Die Wiedereinführung einer Quotenregelung ist niemals durchsetzbar, es gibt da zuviele gebrannte Kinder. Eine vom BdM geforderte Selbstbeschränkung der Milchproduzenten kann in den Bereich der Fabel und des Schwachsinns verwiesen werden, weil man nicht umsonst sagt, "wenn man drei Bauern unter einen Hut bringen will, muss man zwei ..........!" Ein sehr gutes Beispiel war der Milchstreik vor einigen Jahren hier in Berolzheim. Ein Teil der Milchbauern machte mit, lieferte keine Milch ab und schüttete sie weg, während einer der größten Milchbauern seine Milch durchgehend ablieferte/verkaufte und sich ins Fäustchen lachte. Und da will man den Milchbauern weismachen, dass eine allgemeine freiwillige Produktionsbeschränkung Sinn machen würde?

Zusätzliche Wirkung auf den Strukturwandel wird das momentan diskutierte Verbot der Anbindehaltung haben. Kühe in einem Laufstall leben eindeutig artgerechter, als wenn sie lebenslang an der Kette hängen, wie es bis vor einiger Zeit fast die Norm war. Laufställe erfordern aber wesentlich höhere Kuhzahlen, um wirtschaftlich betrieben werden zu können, da läuft mit 20 oder 30 Kühen absolut nichts. Der 100- Kuhbetrieb wird in Zukunft eher die Untergrenze als die Obergrenze für wirtschaftliche Milchproduktion sein. Auch aus dieser Sichtweise wird klar, dass der gnadenlose Strukturwandel zum verschwinden von sehr vielen mittleren und kleineren Betrieben führen wird. Dann kommen wieder unsere linken und grünen Politiktrottel daher und faseln was von unerwünschter Massentierhaltung.

Einzelne Milchbauern überlegen zur Zeit sicher eine Umstellung ihrer Betriebe auf biologische Wirtschaftsweise. Dies mag für einige wenige eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation bringen, eine generelle Lösung für die gesamte Milchwirtschaft ist aber auch das nicht. Man wird also in der Hoffnung auf bessere Preise weiter produzieren, bis genug Betriebe die Milchproduktion eingestellt haben, irgendwann geht es dann mit den Milchpreisen wieder nach oben. Hier haben dann Betriebe, die von der Natur bevorzugt sind und zusätzlich über ein solides finanzielles und wirtschaftliches Fundament verfügen, erheblich bessere Voraussetzungen fürs wirtschaftliche Überleben.

 

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